mediaval_010_by_zouberi-dahqg44Damit hat wohl keiner gerechnet! Gleich zur Eröffnung des 9. Festival Mediaval in Selb ließ Festival-Chef „Bläcky“ bereits die größte Bombe platzen. So verkündete er feierlich, dass das Festival im kommenden Jahr sogar noch einen Tag länger dauern werde. Aufgrund des feierlichen Anlasses, dem 10-jährigen Jubiläum, findet das Festival Mediaval nächstes Jahr also vier Tage lang statt. Und nicht nur das! Bläcky versprach außerdem eine besonders spektakuläre Veranstaltung auf die Beine zu stellen. So wird er beispielsweise nur Bands und Künstler aus den ersten beiden Anfangsjahren des Mediavals einladen, um, wie er sagt, „einen Kreis zu schließen“. Nach so einer Begrüßung bereits vollkommen aufgeheizt, überließ Bläcky dann schließlich der Band Leaf das Publikum. Die niederländische Nordic-Folk-Band eröffnete das Festival mit einer eher ruhigen und melodischen Show. Frontfrau Kati Ran bestach dabei durch ihren stimmgewaltigen Gesang und begeisterte so für das neue Album der Gruppe. Auch für die Augen war hier ein besonderer Anblick geboten – so brachten besonders die drei blonden Damen auf der Bühne sicher so manches Männerherz schneller zum Schlagen.

Im Anschluss daran ging es auf der Burgbühne weiter mit der Varius Coloribus Experience. Über amüsante Ansagen hin zu extravaganten Instrumenten und eigenwilligen Interpretationen, war hier für jeden Mittelalterfan etwas dabei. Trommeln, Sackpfeifen, Nyckelharpa und vieles mehr sorgten für den passenden Mittelalter-Sound; Gesang war zwar kaum vertreten, wurde aber bei dieser Gruppe auch gar nicht wirklich nötig und somit auch nicht vermisst. Weiter ging es dann mit Estampie, die auch bereits in den Anfangsjahren auf dem Festival Mediaval zu begrüßen waren. Gleich acht Musiker und Musikerinnen betraten hier die Bühne und sorgten für viel Abwechslung und Spaß. Zu jedem einzelnen Lied gehört hier eine Geschichte, die die Bandmitglieder abwechselnd und mit viel Witz präsentierten. Dabei variierten nicht nur die Instrumente (von Percussion über Flöte und Geige, bis hin zu Drehleier, Bouzouki und Nyckelharpa), sondern auch der Gesang und das Tempo der Musikstücke. So war für jeden Zuhörer sicher das passende Stück dabei.

Parallel dazu überzeugten in der Goldbergbucht die Piraten von The Blackbeers. Die Newcomer heizten dem Publikum ordentlich ein und sorgten richtig für Stimmung. Covers von bekannten Songs, wie mediaval_037_by_zouberi-dahqiqvbeispielsweise „Blau wie das Meer“ brachten das Publikum zum Mitgrölen und Feiern. Besonders herausstechend waren auch der markante Gesang und das klangvolle Akkordeon. Hier hat sich mit Sicherheit niemand stillhalten können! Generell war die Stimmung in der Goldbergbucht eine ganz besondere. Nicht nur die wunderschöne Lage direkt am See, sondern auch die Schiffe Hugin und Munin im Hintergrund sorgten für eine wirklich piratenmäßige Atmosphäre. Ein weiteres Highlight war eindeutig auch die Piratenbar, an der die Cocktails von der Piratencrew in Kokosnüssen serviert wurden. Hier hat wirklich alles eins A zusammengepasst und die Besucher mitgerissen in eine Welt wie aus dem Film!

Auf der Burgbühne stimmten an diesem Abend dann noch die Franzosen von Oubéret ihr Lied an. Durch ihre extravaganten Bühnenoutfits und ihre geradlinigen englischen Ansagen („Come here and translate… Oh no, you smell!“) hatten sie beim Publikum schnell die ersten Lacher sicher. Lockere Stimmung und gute Laune waren die Folge. Die Musik riss vom ersten Ton an jeden mit und ging sofort ins Bein. Ruhige, melodische Stücke vom Anfang wurden schnell ersetzt durch schwungvolle irische Tanzmusik und spätestens nach der Tanzanleitung durch die Band klappte das dann auch sicher bei jedem der Zuhörer. Der Abschluss des Abends auf der Schlossbühne folgte dann durch Violons Barbares. Die Band bot eine Show, die sich schwer in Worte fassen lässt. So spielten unter anderem fremdländische Instrumente, wie die Gadulka (eine Art Geige mit 14 Saiten) oder die Pferdekopfgeige eine große Rolle. Heraus kamen dabei eher orientalische Klänge, die für unsere Ohren anfangs ungewohnt und fremd klangen. Ergänzt wurde das Ganze dann noch durch eine Art Kehlkopfgesang, der sich gut in die dynamische Musik der Instrumente einfügte. Ein Erlebnis der besonderen Art!

Zum Abschluss des Freitagabends konnte man dann noch gemütlich eine Runde über den Markt drehen und die friedliche, entspannte Stimmung genießen. Überall in den Ständen und Lagern brannten die Lagerfeuer und Fackeln und verliehen dem Festival einen besonderen Glanz. Auch auf dem Campingplatz war die Stimmung friedlich und fröhlich. Gesänge und Gelächter waren bis spät in die Nacht zu hören. Ganz so, wie es sich eben für ein Festival gehört.