Noch einmal sollte es in diesem Jahr eiskalt so richtig krachen. Eine Woche vor Weihnachten veranstalteten Eisbrecher deshalb nämlich ihr diesjähriges Jahresabschlusskonzert (kurz JAK) in der Turbinenhalle Oberhausen. Am 16.12.2017 öffnete die Halle im Ruhrgebiet erneut für zahlreiche Eisbrecherfans die Pforten. Erst wenige Monate zuvor war an gleicher Stelle die Sturmfahrt-Tour eröffnet worden (-> wir berichteten). Zwar war dieses Konzert bei Weitem nicht ausverkauft, wie es das Event im September gewesen war. Doch strömten zum Einlass Unmengen an Besuchern über den Parkplatz und wollten sich aus der Kälte in die warme Halle retten. Ein weiterer Unterschied zum Konzert im September, der sofort spürbar war: Die Lüftung funktionierte und es war längst nicht so heiß wie beim letzten Mal!

Pünktlich um 19.30 betraten Jürgen und Ich die Bühne. Die beiden fast vollkommen unbekannten Musiker hatten einen Sack und ein paar Geschenke in Form von Obst, Gemüse und Süßigkeiten für das wartende Publikum mitgebracht. In ihren schicken weißen Anzügen, erinnerten sie beinahe an zwei bekannte Gesichter von Eisbrecher. Die beiden Musiker und ihre Gitarren sollten aber lediglich für die richtige Stimmung sorgen. Mit weihnachtlichen Liedern wie „Kling Glöckchen“ oder „Ihr Kinderlein kommet“ und einem künstlichen Weihnachtsbaum im Hintergrund brachten sie ein angenehm weihnachtliches Feeling in die Halle. Mit viel Witz und Charme brachten sie alle Anwesenden zum Lachen und wer hätte gedacht, dass die Eisbrecherfans aus dem Ruhrpott bei „Biene Maja“ so textsicher sind?

Vollkommen euphorisch und aufgeheizt harrte man nun in der Halle aus und wartete auf den zweiten Support. Clawfinger sind in den letzten Jahren in Deutschland live weniger aktiv gewesen und dürften besonders dem jüngeren Publikum in der Halle kaum etwas gesagt haben. Mit ordentlichem Krach und Gitarrengeschrammel erstürmten die Musiker aus Skandinavien die Bühne. Zunächst empfing das Oberhausener Publikum die in die Jahre gekommene Band etwas verhalten. Man wurde von dem recht chaotisch und verrückt wirkenden Rapmetal schlichtweg überrollt. Wie eine rücksichtslose Dampfwalze verhielten sich auch die Musiker, die während ihrer Performance häufiger zu derben und flachen Witzen griffen. Die Mehrheit der Anwesenden konnte der Band dafür gerade mal ein müdes Lächeln schenken. Dafür gab es aber auch einige im Publikum, die begeistert jedes Wort, jeden Song und jeden Gitarrenriff aufsogen und ordentlich abfeierten. Einige von ihnen verschwanden nach dem Auftritt sogar nach hinten und überließen das Feld Anderen. Schade für Clawfinger, dass sie nicht so recht begeistern konnten. Die große Masse jedenfalls konnten sie nicht erreichen, dennoch blieb die Spannung und die Erwartung auf Eisbrecher ungemein hoch. Vielleicht hätte sich der Clawfinger-Bassist es sich auch einfach sparen sollen, mit einem gewagten Sprung von der Bühne ins Publikum zu begeben. Wie zu erwarten war, konnte er sich nicht über die Hände tragen lassen. Hoffentlich ist dabei niemand zu schaden gekommen!

Mit einem Kopfschütteln einerseits und einem im Rhythmus wippenden Fuß andererseits wartete man im Anschluss also auf Eisbrecher. Sehnlichst erhoffte man, dass die Band nicht einfach nur die Setliste von September wiederholen würde. Die Fans wurden dahingehen nicht enttäuscht.
Die Band lud das Oberhausener Publikum zur „Sturmfahrt“ ein und legte gleich mit alten Klassikern wie „Antikörper“ oder „Augen unter Null“ nach. Zu „Amok“ wurden selbstverständlich wieder die Trommel-Tonnen auf die Bühne gerollt. Ein Song, der mit dieser Live-Performance einfach immer Gänsehaut verursacht. So auch an diesem Abend in der Turbinenhalle, in der es ausnahmsweise mal nicht stickig warm werden wollte. Zum Tanzen war das aber perfekt, da man sich ordentlich austoben konnte, ohne gleich ins Schwitzen zu kommen. Das Jahr wollte sowohl von Fans als auch von der Band gebührend abgeschlossen werden. Tracks wie „Leider“ oder Eisbrecher-21„Herzdieb“ brachten dazu den nötigen melancholischen Touch, der von „Himmel, Arsch und Zwirn“ und „Prototyp“ sofort wieder abgelöst wurde. Beinahe schon vermisste man die neueren Tracks, da eine buntgemischte Setliste aus den letzten Eisbrecher-Jahren präsentiert wurde. Viele wird dies aber gefreut haben, da auch einige Songs gespielt wurden, die es live schon länger nicht mehr gegeben hatte. Mit „Was ist hier los?“ gab es dann doch noch einen der neuen absoluten Kracher, bei dem es in der Halle kein Halten mehr gab. 

Wie schon zur letzten Tour begann es bei „Eiszeit“ auf der Bühne zu schneien und die darauf folgende Aufräum-Aktion wurde belustigt verfolgt. Frontmann Alex nutzte diverse Pausen, um mit dem Publikum zu sprechen, den ein oder anderen auf die Schippe zu nehmen oder auch mal ernste Worte auszusprechen. Passend dazu endete das Konzert bereits viel zu früh mit „This is Deutsch“, doch Eisbrecher ließ es sich natürlich nicht nehmen, noch einmal auf die Bühne zurück zu kehren. Das traditionelle „Miststück“ durfte natürlich auch dabei nicht fehlen. Dieses Mal ließ er das Publikum bei diesem Track nicht ans Mikro, denn das hatte er schon zuvor zugelassen. Vor der Zugabe hatte Schlagzeuger Achim gemeinsam mit Noel Pix an den Synths noch die Möglichkeit, in einem ‚Solo‘ zu zeigen, was er drauf hatte. Zum Schluss war die Halle dann bereits vollkommen dunkel, als Alex sich noch einmal mit seiner Bootslampe blicken ließ und zu guter Letzt „In einem Boot“ anstimmte und damit das Publikum in die Nacht und in das neue Jahr entließ.

Aufgeheizt und glücklich verließen die Fans die Halle und kehrten zurück in die Kälte. Der Abend hätte wohl abwechslungsreicher nicht sein können. Es gab Lacher, Ups und Downs, Harte Klänge und ehrliche Worte. Die Setliste von Eisbrecher mag für einige seltsam angemutet haben, doch beinhaltete sie alles, was die Band ausmacht und fast kein Kracher wurde ausgelassen. Wirklich gefehlt hat eigentlich nur die „Schwarze Witwe“, aber die bringt die Band vielleicht im nächsten Jahr dann wieder mit. Beispielsweise auf das M’era Luna Festival 2018.

 

 

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